Wednesday, February 01, 2017

Der Preis

Ich werde langsam alt. Oder ich habe an Weihnachten zu viel Gutes gegessen. Entweder das eine oder das andere oder beides.

Die Geschichte wiederholt sich jedes Jahr, meistens im Frühjahr. Dieses Jahr war es Ende Januar, bei gefühlt frühlingshaften Temperaturen, eitel Sonnenschein und doch noch den letzten Schneeresten in den Sundgauer Vorgärten. Die erste Fahrt mit dem Velo zum Flughafen war bloss ein paar Kilometer lang, aber dennoch die übliche Qual.

Aller Anfang ist stets leicht. Da geht es den Berg runter in Richtung Landesgrenze. Die paar Kurven bis dort hin beherrsche ich wie im Schlaf. Lediglich die Grenzpassage ist wie eine Skirennpiste. Alle paar Wochen stehen die Absperrungen leicht anders und man muss sich eine neue Linie einprägen, damit man möglichst wenig Schwung verliert und danach auch den zwei, drei fiesen Löchern ausweichen kann. Jenseits der schweizerisch-französischen Grenze ist ein Geschwindigkeitsverlust fatal, denn der Strassenbelag in Frankreich hat es in sich.

Im vollgefressenen und untrainierten Zustand spielen auch die paar Zentimeter Höhenunterschied von einem Dorf zum anderen eine Rolle. Mal kurz rüber cruisen? Denkste! Da ist harte Arbeit angesagt, kurbeln, kurbeln und noch mal kurbeln. Am nächsten Ortsausgang trennt sich der Veloweg von der Hauptstrasse und es ist Zeit für einen Schluck aus der Flasche. Oder es wäre Zeit dafür. An manche Dinge wagt man im Winter einfach nicht zu denken. Also weiter …

Der Kopf wird schwerer, die Atmung noch schwerer und die zweistündige Foto-Pause am Flughafen kommt immer näher. Kurz vor dem Ziel geht es runter vom befestigten Weg auf eine Seitenstrasse, die zum Glück noch halb gefroren (und nur deshalb nicht schlammig) ist. 300m tue ich mir das an, dann steige ich ab. Einen Crash will ich nicht, dazu bin ich spontan grad zu erledigt. Dann taucht hinter den Bäumen in der Ferne ein Flugzeug auf, welches ich unbedingt fotografieren will. Also doch wieder zurück auf den Drahtesel!

Besagtes Gefährt kurzerhand am Wegrand parkiert, renne ich den Fotohügel hoch und konstatiere, dass ich im Eifer des einsam geführten Gefechts ein fliegendes Ziel anvisiert hatte, das mit meinen ursprünglichen Vorstellungen nichts zu tun hatte. Stattdessen gibt mir mein Körper zu verstehen, dass ich demnächst am heiterhellen Nachmittag den Sternenhimmel zu sehen bekommen werde, dürfte er nicht bald einmal an einer Cola rumnuckeln. Und da ich nichts davon halte, live aus einer Ambulanz zu bloggen, habe ich auch brav die Flasche angesetzt!





Als Beweis dafür, dass der Aussetzer keine bleibenden Schäden hinterlassen hat sollen die beiden Bilder gelten, von einem Airbus A319 in privater Hand, der mir so unbekannt war, dass ich sogleich eine Fata Morgana bei 5°C vermutete und von einer spanischen Boeing 757 auf einem Frachtkurs aus Madrid.

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